Sonntag, 10. September 2017

Einleitung

Jedes Jahr zu Ferienbeginn und -ende wird mir in der Öffentlichkeit und vielen Medien mantraartig erklärt, wie wenig ich als Lehrer doch im Vergleich zu anderen Berufsgruppen arbeiten müsse: Lange Ferien, Vormittagsunterricht, Feiertage, schulautonome Zwickeltage... Regelmäßig folgt als Antwort der LehrerkollegInnen der Aufschrei, wie ungerecht das doch aus verschiedensten Gründen sei. Und jedesmal frage ich mich: Ist diese Diskrepanz in der Wahrnehmung des Lehrerberufes auf unsere verzerrte Wahrnehmung als Betroffene zurückzuführen - jeder hält wohl den eigenen Beruf für den anstrengendsten der Welt - oder stimmt mein Bauchgefühl, dass ich die längere Ferienzeit durch die zeitliche und manchmal auch nervliche Über(be)lastung während des Schuljahres mehr als nur wettmache?

Ich habe daher seit dem Schuljahr 2012/13 meine Arbeitszeit als Lehrer minutengenau am Smartphone gestoppt (Stechuhr-App) um einen Überblick zu haben, wie viel ich wirklich arbeite und habe als Nebenprodukt diese Zeiten am Ende jeder Woche in diesem Blog veröffentlicht in der Hoffnung, damit zu einer sachlicheren Beurteilung des Lehrerberufs beizutragen.

Über mich: Ich bin an einer BHS teilzeitbeschäftigt (ca. 70%-75%), da ich mit einer Vollanstellung meine eigenen Ansprüche (z.B. Korrigieren jeder Hausübung und thematisch aktuellen Unterricht) mit akzeptabler Gesundheits-/Zeitbelastung nicht erfüllen könnte, unterrichte meine zwei studierten Gegenstände, davon ein Schularbeitsfach, bin Klassenvorstand und mit ein paar üblichen unbezahlten Zusatzämtern bedacht, die im Kollegium aufgeteilt werden.
FAZIT Schuljahr 2016/17  (72% Teilzeitanstellung)


Gesamtarbeitszeit: 1655h 16min (=1655,3h)  Zeit mit Schülern: 568 U-Einheiten (=473,3h)
Verhältnis Schülerzeit:Arbeitszeit = 1:3,5  (29% der Arbeitszeit war mit SchülerInnen)

72% Teilzeitanstellung entspricht bei einer 40-Stundenwoche ca. 28,6 Wochenstunden und bei 5 Wochen Urlaub und den gesetzlichen Feiertagen (ohne Krankenstand) um die 1280 Stunden/Jahr.
Im letzten Schuljahr habe ich somit wieder ca. 375 Stunden (13 Wochen) mehr leisten müssen als vergleichbare Angestellte ohne Überstunden.

Bem.: Ein Jahr ganz ohne mehrtägige Exkursionen und Klassenfahrten (was Arbeitszeit und Zeit mit Schülern im Vergleich zum Vorjahr deutlich entlastet), trotzdem blieb das Verhältnis zwischen Zeit mit Schülern und Gesamtarbeitszeit erstaunlich konstant. Nach einer für mich als Klassenvorstand intensiven Maturaphase habe ich mir eine ausgedenhte Maturareise und endlich wieder einmal entspannende Sommerferien vergönnt.